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Tipps zur Literaturrecherche und zum Aufbau der Abschlussarbeit

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Nachdem das Thema der Abschlussarbeit feststeht, die Fragestellung eingekreist und eine grobe Argumentationsstruktur entworfen wurde, geht es um die Beschaffung verwertbarer Literatur und um die detaillierte Gliederung. Beides stellt eine unentbehrliche Basis für das weitere Vorgehen und die erfolgreiche Fertigstellung der Arbeit dar.

Literatur recherchieren
Recht häufig weist der Betreuer der Hochschulabschlussarbeit auf relevante Monografien und Aufsätze hin. Die vom Professor empfohlene (und manchmal sogar zwingend geforderte) Lektüre bildet eine erste Grundlage, reicht für das Erstellen einer Bachelor-, Diplom- oder Masterarbeit jedoch niemals aus.

Die eigene Recherche beginnt in der Regel über die Schlagwortsuche im OPAC der Universitätsbibliothek. Je allgemeiner das Schlagwort, desto umfangreicher gerät die Trefferliste: Speziellere Anfragen grenzen die Treffer ein und erleichtern die Zusammenstellung dienlicher Veröffentlichungen. Stößt man hingegen auf sehr wenige Titel, hilft die Eingabe von Synonymen. Da inzwischen oftmals Inhaltsverzeichnisse und Klappentexte eingespeist werden, kann man die angezeigten Bücher gleich am Computer auf ihre Brauchbarkeit prüfen und eine erste Vorauswahl treffen.

Allerdings sollte man sich nie lediglich auf die vor Ort vorhandene Literatur beschränken. Recherchen in übergreifenden Datenbanken zeigen deutschlandweite oder gar internationale Bibliotheksbestände an und ergänzen die Suche. So führt der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek alle in der DDR und in der Bundesrepublik erschienenen Publikationen. Darüber hinaus kann man im Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) deutsche und fremdsprachige Titel aus mehreren Bibliotheksverbünden abfragen. Der WorldCat, die größte bibliografische Datenbank überhaupt, ist gleichfalls mit einer Suchfunktion nach Aufsätzen ausgestattet: Hier lassen sich Anthologien und Fachzeitschriften effektiv auswerten. Bücher und Artikel, die nicht in der heimischen Universitätsbibliothek oder als Downloads im Internet zur Verfügung stehen, müssen per Fernleihe bestellt werden. Da die Auslieferung bis zu vier Wochen dauern kann, sollten Fernleihen frühzeitig in Auftrag gegeben werden. Etwas schneller arbeitet der Lieferdienst „Subito“.
Bei der Entscheidung, was und in welcher Reihenfolge man liest, sind bestimmte Kriterien zu beachten. Eine absolute Grundvoraussetzung ist die Zitierfähigkeit der benutzten Texte. Sie müssen Fußnoten oder Endnoten und in jedem Fall eine Literaturliste enthalten. Erst dann erfüllen sie geltende wissenschaftliche Standards. Weiterhin arbeitet man sich vom Allgemeinen – also von Einführungen, Überblickswerken und Handbüchern – zum Speziellen vor. Zugleich sollte man möglichst aktuelle, erst in den vorangegangenen Jahren herausgegebene Literatur verwenden. Eine Ausnahme bilden Standardwerke: Grundlegende Publikationen bestimmter Fachgebiete behalten ihre Bedeutung, auch wenn sie bereits vor etlichen Jahren erschienen sind. Nicht zuletzt können ältere Bücher als Quellentexte eingebunden werden.

Hat man die ersten Bücher gefunden oder Empfehlungen des betreuenden Professors erhalten, hilft ein Blick in die dort aufgelisteten Bibliografien. Zudem haben Wissenschaftler oft mehrere Monografien oder Artikel zum selben Thema veröffentlicht, sodass die Autorensuche im OPAC der Bibliothek zusätzliche Treffer liefert. Sofern die Universitätsbibliothek über thematisch strukturierte Freihandbereiche verfügt, bietet sich ein altmodisches Mittel an: einfach am Regal entlangstreifen und bei vielversprechenden Titeln einen Blick auf den Klappentext und in das Inhaltsverzeichnis werfen.

Obwohl die Literaturrecherche in die ersten Wochen der Arbeitszeit fällt, ist die Suche nach brauchbaren Texten nie vollständig abgeschlossen. Unter Umständen ergibt sich beim Schreiben ein neuer, zu Beginn noch nicht abzusehender Schwerpunkt. Und vielleicht stößt man beim Lesen auf weitere interessante Lektüretipps. Dennoch sollte man seinem Betreuer die zu Anfang zusammengestellte Bücherliste nach Möglichkeit vorlegen. Er kann die Auswahl absegnen und gegebenenfalls auf wichtige Texte hinweisen, die man selbst übersehen hat.


Eine schlüssige Gliederung gestalten
Der Umfang, der Aufbau und die inhaltliche Strukturierung muss mit dem Professor abgesprochen werden. Doch unabhängig davon orientieren sich Aufbau und Gliederung der Abschlussarbeit an gewissen Grundsatzregeln:

Der Text beginnt mit der Einleitung. Hier werden die Fragestellung und die Thesen umrissen, der Forschungsstand referiert und das methodische Vorgehen erläutert. Als Lesehilfe kann ein kurzer Überblick über die Inhalte der folgenden Kapitel beigefügt werden.

Der Hauptteil nimmt etwa 80 Prozent der Arbeit ein. Dieser Abschnitt umfasst die Erörterung der Thesen und die hierfür notwendige Beweisführung. Wie man die gewählten Forschungsfragen untermauert, hängt vom Fachbereich und vom Thema ab. Die Argumentation kann theoretisch, nämlich durch vorliegende Primär- oder Sekundärliteratur gestützt, durch empirische Untersuchungen bestätigt oder durch Laborexperimente bekräftigt werden. Grundsätzlich bieten sich zwei Möglichkeiten an: Man stellt eine These und anschließend die relevanten Belege dar oder man führt erst die Argumente und danach die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen an. Zu guter Letzt bleiben die Analyseergebnisse auszuwerten und zu interpretieren.

Dem Hauptteil muss ein stringenter, in mehrere Kapitel unterteilter Aufbau zugrunde liegen. Zugunsten der Übersichtlichkeit sollte jedes Kapitel zwei bis drei Gliederungsebenen enthalten. Grundsätzlich gilt: Auf Kapitel 2. 1 muss auch ein Kapitel 2. 2 folgen, an Kapitel 2. 1. 1 muss sich mindestens ein weiteres Kapitel 2. 1. 2 anschließen. Im Idealfall geht der Inhalt jedes Kapitels aus dem vorherigen Abschnitt hervor.
Die abschließende Zusammenfassung bringt alle wesentlichen Untersuchungsergebnisse auf den Punkt und nimmt nochmals auf die in der Einleitung dargelegte Fragestellung Bezug. Gleichfalls sollten weiterführende, unter Umständen aus der eigenen Argumentation hervorgehende Forschungsansätze angesprochen werden. Den Schlussteil gliedert man ebenso wie die Einleitung nicht in einzelne Teilkapitel.

Im gesamten Manuskript müssen Zitate und sonstige Quellenbelege angegeben werden. Dies kann durch Endnoten, durch Fußnoten oder durch das amerikanische Harvard-System, also durch Kurzverweise direkt im Textfluss, erfolgen. Schreibt die Universität oder das Institut, an dem die Abschlussarbeit entsteht, das Harvard-System nicht zwingend vor, empfehlen sich Fußnoten: Sie erleichtern den Lesefluss, da die angeführten Nachweise nicht eigens nachgeschlagen werden müssen. Wer sich dennoch für Endnoten entscheidet, setzt sie an das Ende eines jeden Kapitels oder an das Ende des Textes.

Für Bilder, Tabellen, Grafiken oder Fragebögen hat sich die Auslagerung in den Anhang bewährt. Entsprechende Materialien können die Beweisführung unterstützen, würden den Fließtext jedoch schnell überfrachten. Bei der Verwendung von Abbildungen, Tabellen oder Abkürzungen sind Abbildungs-, Tabellen- und Abkürzungsverzeichnisse notwendig. Diese Verzeichnisse können wahlweise vor der Einleitung oder am Ende der Arbeit, unmittelbar vor der Literaturliste platziert werden und müssen in jedem Fall im Inhaltsverzeichnis auftauchen.

Das Inhaltsverzeichnis selbst folgt nach dem Deckblatt. Die obligatorische Eidesstattliche Versicherung, die Arbeit selbständig angefertigt und alle Hilfsmittel angegeben zu haben, kann ebenfalls vorangestellt werden. Üblicherweise befindet sie sich jedoch ganz am Schluss.